Weibliche Beschneidung

1. Was versteht man unter weiblicher Beschneidung?

Darunter versteht man Entfernung von Teilen der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane.
Typ I
Entfernung von Teilen oder gesamte Clitoris
TypII
Entfernung von Teilen der Clitoris und Teilen der kleinen Schamlippen: 80 % der Beschneidungen
Typ III
Infibulation: Entfernung der Clitoris, kleinen Schamlippen und großen Schamlippen,
sowie Zusammennähen der Vaginalöffnung, 15 %
Typ IV
Bestehen in verschiedenen Techniken, z B einschneiden der Clitoris und kleinen Schamlippen,
Verbrennungen der Clitoris und des umgebenden Gewebes, einschneiden der Vagina, Kräuterapplikation
in der Vagina mit dem Ziel diese zu verengen.

2. Wie wird die Beschneidung durchgeführt?

Mädchen jeden Alters ab der Geburt, ja sogar erwachsenen Frauen werden beschnitten.
Die Prozedur wird meist in Form eines Festes durchgeführt. Meist zwischen dem 4. - 12. Lbj.

Aus den Schilderungen betroffener Frauen ist zu entnehmen, dass sie meist völlig unwissend waren,
was ihnen passieren würde und dass ihnen eingeredet worden ist, dies sei besonderes Ereignis.

Die Beschneidung wird meist durch so genannte Beschneiderinnen vorgenommen. Es sind dies ältere Frauen,
manchmal aber auch Heiler, Hebammen oder sogar Ärzte.

Diese bedienen sich hiezu verschiedener Instrumente, wie Messer, Scheren, Glassplitter, scharfen Steinen
und Rasierklingen. Damit schneiden sie Teile der Geschlechtsorgane ab, meist ohne Lokalanästhetikum.
Selten werden die Mädchen zur Schmerzstillung in kaltes Wasser gesetzt.
Den Mädchen werden die Augen verbunden, sie werden von anderen Frauen am Boden niedergehalten, damit
sie sich nicht bewegen. Wenn eine Infibulation vorgenommen wird, werden Nadeln aber auch Akaziendornen
benützt, mit denen Löcher in das Gewebe gestochen wird und dann ein Faden durch diese Löcher
durchgeführt wird.
Als Blutstillung werden manchmal Stofflappen, manchmal auch Kräuter benutzt, oft aber auch gar nichts.
Sodann werden den Mädchen die Beine zusammengebunden, zwecks Blutstillung und bis zu 40 Tagen
zusammengebunden lassen.
Manchmal wird die Wunde mit einem entzündungshemmenden Puder oder einer Paste aus Kräutern, Milch,
Eiern, Asche oder Dung behandelt.

Die Beschneidung wird entweder alleine oder in Gruppen vorgenommen.

Die Prozedur erfolgt zu Hause, an bestimmten Orten, wie Höhlen, Bäume oder Felsen.

In Europa und Amerika werden Beschneidungen allerdings auch selten im Operationssaal durchgeführt
unter sterilen Bedingungen. Allerdings kommen immer mehr Beschneiderinnen auch nach Europa und Amerika
um ihr Handwerk auszuüben.

3. Welche Komplikationen treten auf?

Körperliche:
Verbluten
Schmerzen
Schockzustand
Infektionen
Eiterungen
Harnverhalten
Cystenbildung
Abszesse
Narbenbildung
Verletzung der Harnröhre
Harnwegsinfektionen
Unfruchtbarkeit
Gefahr der HIV Infektionen bei Verwendung des gleichen Messers bei vielen Mädchen
Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr, viele müssen vor dem ersten Geschlechtsverkehr aufgeschnitten
werden
Schmerzhafter Geschlechtsverkehr
Schwere Komplikationen bei der Geburt

Psychische:
Angst
Schmerzerlebnis
Orgasmusstörungen
Orgasmus:
Kann verschieden ausgelöst werden, clitoral, vaginal, Reizung von Brüsten, entscheidend vor allem die
geistige Einstellung
In einer Studie berichten allerdings 90 % der beschnittenen Frauen, dass sie einen Höhenpunkt beim
Geschlechtsverkehr erleben


4.Wo wird dies praktiziert?

Man schätzt, dass ca 135 Millionen Frauen beschnitten sind, dazu kommen 2 Millionen zusätzlich jedes
Jahr, dh 6000 Frauen pro Tag werden beschnitten.
Besonders in Afrika, in über 28 Länder, Mittleren Osten, Asien, Nord und Südamerika und sogar in Europa.

5. Ursachen

a) Tradition und Gewohnheit.
Die Beschneidung wird seit über 4000 Jahren in Afrika ausgeübt und wurde, laut Berichten sogar zu
Pharaonenzeit vorgenommen. Man nimmt an, dass es einstmals ein Initiationsritus war, dh die Einführung
in das Erwachsenenalter. Es wird von vielen Stämmen als normaler Ritus angesehen und es ist für diese
Menschen nicht vorstellbar, dass man nicht beschnitten wird. In diesem Initiationsritus sollen Frauen
beweisen, dass sie stark sein können.

b) Soziale Gründe
Andererseits wird es von vielen als notwendig erachtet, dass Mädchen beschnitten werden, damit sie als
vollwertige Frauen betrachtet werden. In vielen Ländern ist es so, dass Frauen, welche nicht
beschnitten sind, nicht verheiratet werden können. In diesen Ländern kann eine Frau eine Stellung in
der Gesellschaft nur als verheiratete Frau erwerben.

c) Verhinderung von außerehelichen Sex
Ein weiterer Grund ist, dass Frauen welche beschnitten sind, keine Lust auf Sex haben und daher die
Gefahr, dass sie außerehelichen Sex haben, geringer ist. Wenn Frauen, in diesen meist extrem
patriarchalischen Gesellschaften außerehelichen Sex haben, verliert die gesamte Familie ihr Ansehen.
Daher ist sie bemüht die Mädchen beschneiden zu lassen und so das soziale Ansehen zu bewahren.
Allerdings ist die Beschneidung keine Garantie dagegen, da man die Mädchen ja nach einem
Geschlechtsverkehr wieder zusammennähen lassen kann.

d) Steigerung des Lustempfindens der Männer beim Geschlechtsverkehr
In manchen Kulturen ist der Grund der Beschneidung, dass Männer lustvolleren Sex haben, wenn die
Vagina möglichst eng ist.

e) Reinheit und Hygiene
Manche Stämme glauben, dass nicht beschnittenen Frauen unrein seien ( z.B. Ägypten, Sudan) und
unbeschnitten Frauen ist es sogar verboten zu Kochen oder Wasser zu holen.

f) Ästhetische Gründe
Manche Stämme glauben, dass die weiblichen Geschlechtsorgane wachsen und dann als hässliche Gebilde
zwischen den Beinen herunterhängen.

g) Gesundheitliche Gründe
Manche glauben sogar, dass ein Mann stirbt, wenn die Clitoris seinen Penis berührt bzw dass ein Kind
stirbt, wenn sein Kopf bei der Geburt die Clitoris berührt.

Manche glauben, dass die Fruchtbarkeit durch die Beschneidung erhöht wird, die Empfänglichkeit
gesteigert und die Geburt gefahrloser ist. Tatsache ist jedoch, dass die Beschneidung einer der
Ursachen für die hohe Müttersterblichkeit und Mädchensterblichkeit in Afrika ist.
Die Säuglingssterblichkeit ist in den Entwicklungsländern 4 x höher, als in den OECD Staaten.
In den unterentwickelten Ländern sogar 40 mal höher als in Europa.
WHO Plan: 35/1000 Geburten
Mädchen Übersterblichkeit: Simbabwe 40, Namibia 42, Indien 62 ( Gründe Kindesmord, Vernachlässigung)
Müttersterblichkeit: 600.000 / Jahr, meist im subsaharischen Afrika, 1 / Minute

h) Heilung von Krankheiten
Im 19. Jh. Waren sogar englische Ärzte der Meinung, dass man die Clitoris entfernen sollte,
um Hysterie und exzessives Masturbieren zu heilen. Deshalb wurde die Klitorisentfernung besonders
in den USA bis in unser Jahrhundert hinein praktiziert.

6. Religion

Die Beschneidung hat keinen Zusammenhang mit der Religion und wird sowohl von Mohammedanern,
Christen, Juden als auch Anhängern der Naturreligionen durchgeführt.

7. Was können wird dagegen tun?

Wie man sieht ist die Beschneidung tief im Bewusstsein der Bevölkerung verankert. Daher kann man nur
durch einen langwierigen Prozess ein Umdenken herbeiführen.

Internationale Organisationen, wie die WHO, UNICEF, United Nations Population Fund ( 1997) habe
1997 eine Vereinbarung getroffen, die Zahl der Beschneidungen in den nächsten 10 Jahren zu senken.
Insbesondere wird versucht durch Verabschiedung von nationalen Gesetzen, welche die Beschneidung verbietet dies zu beschleunigen. ( z.B. Ägypten, Kamerun, Burkhina Faso. Aber auch Amnesty International unterstützt diese Initiative.

Ein Initiative geht auch von einer englischen Organisation aus:

http://www.forward.dircon.co.uk

Wo man eine Unterstützungserklärung unterschreiben kann und auch spenden.

Insbesondere unterstützt aber auch Soroptimist International diese Aktion.

Soroptimist International ist eine internationale Vereinigung der Frauen, welche bereist 1912 in
Amerika gegründet worden ist.
Ziel ist die Stellung der Frauen in der Gesellschaft zu stärken
Internationale Freundschaften zu pflegen
Einsatz für Menschenrechte und für sozial Benachteiligte
Hilfe, wo Hilfe notwendig ist.

Ein Projekt von Soroptimist Europa läuft über die deutsche Union, wobei eine Kooperation mit dem
Club Conakry Soleil in Guinea, West Afrika gegeben ist.
Hierbei wird
1. Aufklärung in der Bevölkerung betrieben
2. Die Bildung der Mädchen gefördert, um ihr Bewusstsein zu stärken
3. Die Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen, dass man mit der Beschneidung den Mädchen Schmerzen
zufügt und dass unbeschnittenen Mädchen nicht krank sind und eine volle Stellung in der Gesellschaft
einnehmen können
4. Beschneiderinnen umzulernen.
Diese verdienen mit ihrem Geschäft sehr gut. Man bietet ihnen alternative Einkommen, sodass der Beruf
allmählich ausstirbt. Wenn es keine Beschneiderinnen gibt, kann auch keine Beschneidung vorgenommen
werden.
Dieses Programm läuft seit 1999. Der Beginn war in Dalaba und man hofft, dass bis Ende 2004 keine
Beschneidung mehr in dieser Region vorgenommen werden. Derzeit wird das Projekt in Kouroussa in
Guinea fortgesetzt.

Auch wir Lavanttaler Soroptimisten unterstützen diese Projekte, wobei wir über den Club Bregenz
Kontakt mit Mali haben. Wer etwas spenden möchte, kann dies auf das Konto von unserem Club überweisen,
wobei wir über die Maßnahmen berichten werden.

Bei einem Besuch der Präsidentin des Soroptimist Clubs Lavant/ Wolfsberg in Mali 2006 konnte festgestellt werden,

dass im Lande Werbung gegen die Beschneidung gemacht wird. Immer noch werden Mädchen beschnitten, wobei

vor allem die Grossmuetter, ohne Wissen der Mütter die Mädchen, wenn sie auf Besuch sind dieser Prozedur

unterziehen lassen