VORBEREITUNG AUF TREKKING UND EXPEDITIONEN
Wer eine Trekkingreise oder Auslandsbergfahrt unternehmen will, muss sich im klaren sein, dass ihn völlig andere Umweltbedingungen erwarten. * die Bergfahrt führt meist in große bis extreme Höhen * die hygienischen Umweltbedingungen sind mit denen in Mitteleuropa nicht vergleichbar * es treten Krankheiten auf, die es bei uns gar nicht gibt * die Eßgewohnheiten sind oft völlig anders * die medizinische Versorgung ist mit der in Österreich nicht vergleichbar.
Um nun für so ein Unternehmen gerüstet zu sein, muss man sich zuerst im klaren sein, was einen erwartet.
I Höhenveränderungen
--Sauerstoffgehalt: dieser ist immer ~21%, der Luftdruck, welcher auf Seehöhe 760 mm Hg beträgt, nimmt jedoch mit der Höhe ab und damit der Anteil der Sauerstoffmoleküle, in 3500 m Höhe ist nur mehr 65%, am Aconcagua 40% und am Mt.Everest nur wenig über 30% des Sauerstoffs, verglichen auf Meereshöhe verfügbar.
--Kälte: die Temperatur fällt um 1°C/ 150 Höhenmeter, dazu kommen jahreszeitliche Schwankungen, Unterschiede zwischen Sonne-Schatten, Reflexion durch Schnee und Eis
--Luftfeuchtigkeit: mit der Höhe wird die Luft trockener, man verliert mehr Flüssigkeit durch Abatmung und Schwitzen
--Sonneneinstrahlung diese nimmt mit der Höhe zu, so ist sie in 6000 m doppelt so hoch als auf Meereshöhe, außerdem hängt sie von der Kleidung und der Reflexion von der Erdoberfläche ab. Schnee und Eis reflektieren
75-90%!
--Ultraviolettstrahlung diese nimmt mit der Höhe zu um etwa 15 % /1000 Höhenmetern
Der Körper muss sich nun einerseits auf diese geänderten Umweltbedingungen einstellen und anpassen, andererseits lauern natürlich viele gesundheitlichen Gefahren
Körperliche Anpassungsvorgänge
Da dem Körper für seine Arbeit in der Höhe weniger Sauerstoff zur Verfügung steht, muss er versuchen sich daran anzupassen: --die Atmung wird tiefer und man atmet rascher --der Druck im Lungenkreislauf wird höher, die Lunge wird mehr durchblutet --der Puls steigt, auch das Schlagvolumen des Herzens --es kommt zu einer Flüssigkeitsverschiebung im Körper, um das Hirn mit mehr Sauerstoff zu versorgen --die Hautgefäße verengen sich --es werden mehr feinste Blutgefäße gebildet --der Körper produziert mehr rote Blutkörperchen --es werden mehr spezielle Stoffwechselenzyme gebildet --die Freisetzung des Sauerstoffs vom Hämoglobin an das Gewebe wird erleichtert
Diese Anpassungsvorgänge benötigen natürlich Zeit und man braucht 1-3 Tage in 3000 m Höhe, 5000 m etwa 2- 3 Wochen. Diese Anpassungsvorgänge sind aber von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Man merkt, dass der Körper sich angepasst hat, wenn der morgendliche Ruhepuls wieder auf normale Werte absinkt, und eine vermehrte Harnausschwemmung stattfindet.
Gesundheitliche Gefahren der Höhe
1.Akute Höhenkrankheit: Tritt ab 2500 m auf, nach 2-3 Tagen Symptome: Schlafstörungen, Kopfweh, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schwäche und Schwellungen im Gesicht und an den Händen und Beinen. Maßnahme: Rast, Flüssigkeit, ev Kopfwehmittel Abstieg: wenn Verschlechterung
2.Lungenödem: Tritt nach 1-3 Tagen auf Symptome: Atemnot, Mattigkeit, Schwäche, trockener Husten, blaue Lippen, Herzklopfen, Brodeln in der Lunge, besonders beim Ausatmen Maßnahme: sofort Absteigen um 500 -1000m, ev Sauerstoff, Medikament: Nifedipin
3. Hirnödem: Tritt in größeren Höhen ab etwa 4500 m auf Sypmtome:starke Kopfschmerzen, große Schwäche, Gangunsicherheit, Bewusstseinsstörung, Lähmungen, Halluzination Maßnahme: sofortiger Abstieg, Sauerstoff Medikament: Cortison
4. Periphere Ödeme Schwellungen der Haut, besonders im Gesicht auf Oft erstes Zeichen einer Höhenkrankheit
5.Hautveränderungen akut: Sonnenbrand chronisch: Verdickung der Haut, vermehrte Pigmente, --Hautkrebs
6.Augenveränderungen: Schneeblindheit Augenhintergrundblutungen mit Sehstörungen
7.Blutgerinnungsstörungen Durch die zunehmende Blutgerinnungsneigung in der Höhe, Gefäßverengung durch Kälte, Blutstau beim langen Liegen im Zelt, Austrocknung, enge Kleidung bilden sich Blutpfropfen in den Gefäßen, meist in den tiefen Beinvenen, die dann auch eine Embolie in der Lunge hervorrufen können oder einen Schlaganfall. Symptome: geschwollene, gerötete Beine Maßnahme: Aspirin, Abstieg
8.Erfrierungen begünstigt durch verengte Blutgefäße, weniger Sauerstoff
Ursachen die das Auftreten einer Höhenkrankheit begünstigen
1.Aufstiegsgeschwindigkeit: je rascher - umso höher das Risiko 2.Erreichte Höhe: je höher man schläft - höher das Risiko 3.Länge der Aufenthaltsdauer: je länger - höher 4.Anstrengung: je höher körperliche Anstrengung - höher 5.Flüssigkeit und Essen: viel Fett und Eiweiß, wenig trinken -- höher 6.Vererbte Eigenschaften: manche vertragen Höhe besonders gut, manche schlecht
Vorsorgemaßnahmen:
1.Bereite dich durch ein gutes Ausdauertraining vor, pro 1500 Höhenmeter reduziert sich die körperliche Leistungsfähigkeit um 10 %
2.Ein vorbereitendes Training auf 3000 -4000 bringt wenig für die Höhenanpassung, da man nur an diese Höhe angepasst ist und sich an größere Höhen neu anpassen muss. Nach etwa 3 Wochen Rückkehr zum Tal ist die Höhenanpassung völlig abgebaut. Es scheint jedoch so, dass die Anpassung rascher abläuft, je öfter man in großen Höhen ist.
3.Steige langsam auf, nicht, mehr als 500 Höhenmeter und lege je 1000 Höhenmeter einen Akklimatisationstag ein.
4.Steige tagsüber höher, schlafe tiefer. Günstig sind etwa 500 Höhenmeter
5.Schlafe mit erhöhtem Oberkörper
6.Überanstrenge dich nicht körperlich
7.Trinke ausreichend Flüssigkeit, mehrere Liter pro Tag
8.Trinke keinen Alkohol, vermeide Tabakrauchen, nehme keine beruhigenden Medikamente ein
9.Iß viel Kohlehydrate, sie benötigen zur Verdauung weniger Sauerstoff als Fett oder Eiweiß
10.Beim Auftreten von Zeichen einer Höhenkrankheit steige nicht weiter, bei schwerer Höhenkrankheit steige sofort ab.
11.Schütze Deine Haut durch eine gute Sonnencreme, Faktor 15
12.Trage gute Sonnenbrillen, bzw Gletscherbrillen.
13.Lasse Deine Zähne gründlich sanieren - jedes kleine Loch schmerzt in der Höhe schrecklich.
14. Schließe eine Berge -und Rückholversicherung ab.
Wenn man die Regeln des Höhenbergsteigens beachtet wird die Trekkingtour oder die Auslandsbergfahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.
II. Krankheiten und Hygiene
In anderen Ländern treten Krankheiten auf, die bei uns durch Impfungen und Hygienemaßnahmen ausgerottet sind. Außerdem sind die Hygienemaßnahmen ganz andere, was jeder weiß, der einmal die Fliegen auf den Schweinehälften auf orientalischen Märkten gesehen hat, oder die Rinnsale, aus denen Wasser entnommen wurde. Die Menschen sind empfänglicher für Infektionskrankheiten und daher besteht eine erhöhte Ansteckungsgefahr. Zusätzlich kommt das andere Klima, höhere oder niedrigere Luftfeuchtigkeit, Wärme oder Kälte, die Zeitverschiebung und die anderen Eßgewohnheiten mit ungewohnten Gewürzen hinzu. Der Reisedurchfall ist schon eine fast alltägliche Krankheit, aber es gibt noch andere Krankheiten, gegen die man sich schützen soll.
A Krankheiten gegen die man sich durch eine Impfung schützen kann
1.Tetanus - Wundstarrkrampf Wird durch einen Erreger übertragen, der in der Erde lange überlebt und kommt weltweit vor. Er dringt durch Wunden in den Körper ein, verursacht Muskelkrämpfe und führt durch Ersticken zum Tod.
2.Diphtherie Verursacht eine Rachenentzündung, an der man ersticken kann, sowie durch Giftwirkung, Schädigungen am Herz, Nerven oder Nieren. Kommt wieder gehäuft, vor allem in den GUS Staaten vor. Impfung : Grundimmunisierung durch 2 Teilimpfungen im Abstand von 4 Wochen und 1 Impfung in 1 Jahr mit Diphtherie- Tetanus Impfstoff für Erwachsene, sofern keine Immunisierung im Kindesalter stattgefunden hat, dann alle 10 Jahre.
3.Kinderlähmung- Poliomyelitis Kommt noch weltweit vor und kann zu dauernden Lähmungen und zum Tod führen. Impfung : entweder als kombinierte Impfung mit Diphtherie und Tetanus 3x, dann Auffrischungsimpfungen alle 10 Jahre Oder als Einzelimpfung 3 x. (Die beliebte Schluckimpfung mit Zucker ist nicht mehr erhältlich)
4.Cholera Kommt noch weltweit vor, besonders in Asien, aber auch in Südamerika und Afrika Die Infektion erfolgt über Nahrung und Wasser und führt zu wässrigen Durchfällen, die zu Austrocknung und ohne Behandlung zum Tod führen. Hygienemaßnahmen erforderlich: Nur Gekochtes oder Geschältes essen! Impfung: Schluckimpfung erhältlich, jedoch sehr teuer
5.Typhus Der Erreger wird durch Nahrung und Wasser übertragen und führt zu hohem Fieber Bewusstlosigkeit und Koma, wobei auch der Tod eintreten kann.
Impfung: a)Schluckimpfung: 3 Kapseln, die an den Tagen 1/3/5 eingenommen werden b) Stichimfpung: 1 Impfung Schutz nach 2-3 Wochen für die Dauer von 3 Jahren
6.Meningitis epidemica - Übertragbare Genickstarre Kommt weltweit vor und führt durch eine Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch zu einer eitrigen Gehirnhautentzündung, welche mit Dauerschäden ausheilen kann, oder zum Tode führt. Meningitisgürtel von Afrika ( Sahelzone), Asien ( Nepal), Südamerika Impfung: 1 Stichimpfung, die nach 2-3 Wochen für 3 -5 Jahre schützt
7.Hepatitis A Infektiöse Gelbsucht ( Leberentzündung) die durch Nahrung und Wasser übertragen wird Impfung: 2 Impfungen im Abstand von 6- 12 Monaten schützen für 10 Jahre
8.Hepatitis B Wird durch Blut und Körperflüssigkeiten übertragen, führt zu einer Leberentzündung, die chronisch werden kann und zu einer Leberzirrhose führt. Impfung: 2 Impfungen im Abstand von 1 Monat, 3. Impfung nach 6 Monaten, danach ist Blutuntersuchung anzuraten, um festzustellen, wie gut der Schutz ist, da große individuelle Unterschiede. Kombinierte Impfung: A+B Hepatitis: 2 Impfungen im Abstand von 1 Monat, 3. Impfung nach 6 Monaten, Schutz für A 10 Jahre, für B ist eine Blutuntersuchung 6 Wochen nach der 3. Impfung anzuraten.
9.Tollwut Kommt weltweit vor, besonders im Ostasiatischen Raum, Ostafrika. Das Virus wird durch den Speichel tollwütiger Tiere über Wunden in den Körper übertragen und führt immer durch eine Gehirnentzündung zum Tod. Es gibt keine Behandlung, jedoch eine Impfung nach dem Bis ist möglich. Vorbeugende Impfung: Tage 0 -7 - 28 - 1 Jahr Besonders für Fahrrad - und Motorradtouristen in Gegenden, wo kein moderner Impfstoff zur Verfügung steht ( z B. Indien)
10.Gelbfieber Viruserkrankung, die in Zentralafrika, Mittel - und Südamerika auftritt und durch Mücken übertragen wird. Es kommt zu hohem Fieber, Gelbsucht, Bewusstlosigkeit und in 10 % der Fälle zum Tod. Impfung: 1 Impfung, die 10 Jahre schützt Im Internationalen Impfpass bestätigen lassen und Impfpass mitnehmen! Impfung nur in speziellen Impfstellen, wie Landessanitätsdirektionen, Hygiene - und Tropeninstituten.
11. FSME - Frühsommermeningoenzephalitis wird durch Zecken übertragen und führt zu einer Gehirn -oder Gehirnhautentzündung wobei schwere Dauerschäden, Lähmungen, auch Todesfälle Vorkommen in den Zeckengebieten Mitteleuropas und Russlands Impfung: 2 Impfungen im Abstand von 2 - 12 Wochen, 1 Impfung nach einem Jahr, dann Auffrischungsimpfung nach 3 Jahren, weitere Auffrischungsimpfungen bis zum 60. Lebensjahr alle 5 Jahre, danach wieder alle 3 Jahre. Für alle Österreicher erforderlich!
12.Enzephalitis japonica B Das Virus wird durch Stechmücken übertragen und führt zu einer Gehirnentzündung mit Lähmungen, ca 50 % Todesfälle und Dauerschäden. Vorkommen in den ländlichen Gebieten, beginnend vom westlichen Indien, bis nördlich nach Sibirien, östlich nach Guam und südlich nach Indonesien. Impfung: 2 Impfungen im Abstand von 2 -4 Wochen, Wiederimpfung nach 1 Jahr, dann alle 4 Jahre. Derzeit nur in den Hygieneinstituten und im Tropeninstitut erhältlich
In speziellen Fällen ist eine Impfung gegen Masern, Mumps, Röteln, Tuberkulose, Pneumokokken und andere Krankheiten möglich.
B Krankheiten, gegen die es keine Impfung gibt
1.Malaria: Erreger wird durch den Bis der Anophelesmücke übertragen und führt zu wiederkehrenden Fieberschüben und sogar zum Tod. Vorbeugung: Medikamente, je nach Reiseland verschieden, die vor Reiseantritt bis 6 Wochen nach Rückkehr eingenommen werde müssen. Außerdem: Mückenabwehr durch Spray oder Lotion, lange Ärmel, Moskitonetze, Klimaanlage
2.Salmonellosen Werden durch Nahrung und Wasser übertragen und führen zu Fieber, Durchfall und Erbrechen Maßnahme: nur gekochte Nahrung, kein rohes Gemüse, Salat, kein ungeschältes Obst Therapie: Diät, viel trinke, ev Antibiotika
3.Bacterium coli Übertragen durch Wasser und Nahrung - Durchfall MN: Diät
Aber auch andere Erkrankungen treten auf, die jedoch die Reisenden nicht so häufig betreffen, wie Trichinose, die durch rohes Schweinefleisch übertragen wird, Fleckfieber, Lepra, Shigellen, die blutige Durchfälle machen, aber auch Geschlechtskrankheiten, wie Aids, Lues oder Tripper.
Impfungen für alle: 1) Tetanus - Diphtherie 2) Kinderlähmung ( Poliomyelitis) 3) FSME - Zeckenkrankheit Fernreisen : 4) Hepatitis A - für alle Fernreisende 5) Hepatitis B - Individualreisende, längere, häufigere Auslandsaufenthalte, beruflich gefährdete Personen 6) Typhus - in gefährdeten Gebieten 7) Cholera - in Seuchengebieten 8) Gelbfieber - Seuchengebiete Afrikas, Mittel -und Südamerika Pflicht! Internationaler Impfpass! 9) Meningitis epidemica: Meningitisgürtel Afrikas und Asiens ( Nepal) und Südamerika 10) Tollwut: besonders für Ostasien, Süd- und Ostafrika für Jäger, Radfahrer und Motorradfahrer 11) Enzephalitis japonica B: Ostasien, für Individualtouristen und längere Aufenthalte 12) Malariaprophylaxe: bei Reisen in gefährdete Gebiete
Lassen Sie sich von Ihrem Arzt, Gesundheitsamt oder Hygieneinstitut beraten! Impfpass aufheben und Impfungen bestätigen lassen!
Dr. Wabnig Dagmar, Ärztin für Allgemeinmedizin und Amtsärztin, Wolfsberg
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