Kommt man in amerikanische Nationalparks, sei es zum Wandern, Klettern oder Bergsteigen, findet man häufig in Nationalparkzeitungen oder auf Anschlagtafeln die Warnung:

"Please note: Giardia, a waterborne cyst which causes severe intestinal illness, has been found in the park. Treat all water for Giardia by boiling it or use an approved filter "

Als Mitteleuropäer ist man oft ein wenig ratlos, was man von dieser Warnung halten soll.

Erreger: Giardia lamblia, haftet an der Schleimhaut des Duodenums und Jejunums mit Saugnäpfen und vermehrt sich durch Teilung. Die Organismen werden im Stuhl als Cysten abgegeben. Reservoir hauptsächlich Menschen und Wildtiere, in Nordamerika besonders über Biber - und Bisamrattenexkremente, welche in das Wasser gelangen.

Übertragung: fäko-oral, direkt bei Kindern und Sexualpartner, indirekt durch Nahrung oder Wasser.

Inkubationszeit: 4-22 Tage

Symptome: akut: tritt innerhalb Tage bis Wochen auf :Übelkeit, Bauchschmerzen, Blähungen, erhöhte Temperatur, wässrige Durchfälle, Gewichtverlust, Erbrechen

subakut: tritt innerhalb Wochen bis Monaten auf: Übelkeit, Krämpfe, Appetitlosigkeit, Blähungen, Stuhlveränderungen, Gewichtverlust

Der Schweregrad der Malabsorption steht in Verhältnis zum Grad der Infektion.

Meist jedoch verläuft die Erkrankung leicht und kann von selbst ausheilen.

Diagnose: Erregernachweis im Stuhl oder Duodenalsekret

Therapie: 3 Präparate( Quinacrin, Furazolidon) und das einzige in Österreich zugelassene Medikament: Metronidazol ( Anaerobex): Dosierung: für Erwachsene und Kinder über 12 Jahren: 3 x 250 mg über 5- 10 Tage, Kleinkinder: 1-2x täglich 25o mg

Vorbeugung : Trinkwasserbehandlung:

1.Abkochen des Wassers:mindestens 10-20 Minuten sprudelndes Abkochen

dadurch Abtötung von Bakterien, Viren, Pilzen, Sporen sind jedoch unempfindlich

2. Filter Keramikfilter: rein mechanisch (Katadyn, Relags) in Kombination mit einem Silberbelag, welcher das Durchwachsen des Filters mit Bakterien möglichst verhindern soll, unklar ist die Dauer der Haltbarkeit, nicht geeignet für Viren

Filter von MSR. mit Aktivkohle, ebenfalls nicht für Viren geeignet

3.Chemische Desinfektion:

nach dem Österreichischen Lebensmittelbuch Kapitel B 1 " Trinkwasser"

a) Chlorung durch: Natrium- Kalium- Calciumhypochlorid

Chlorgas, Chlorkalk, Chlordioxid

Nachweis der Desinfektion: nach 1/2Stunde 1 mg freies Chlor nachweisbar,

oder nach 1 Stunde 0,5 mg Chlor,

hierbei auch Abtötung von Viren

Nachteil: Geruch - und Geschmacksbeeinträchtigung, außer bei Chlordioxid Bildung

von Haloformen

b) c) Ozonbehandlung, UV Bestrahlung für Trekker nicht geeignet

d) Silber: (Micropur, Certisil, Romin): laut Codex alimentarius nicht für die Desinfektion

sondern nur für die Konservierung von Trinkwasser geeignet

e)Kombinationspräparate; Silber und Chlor ( Certisil, Relags). kürzere Einwirkzeit

f) Jod: in USA für Desinfektion angeboten ( potabel aqua) : weder für Desinfektion noch für

Konservierung geeignet

Giardiasis ist in amerikanischen Nationalparks eine nicht so seltene Infektion ( zwischen 1964 und 1984 wurden 24.ooo Fälle beobachtet) wobei auch klares Gebirgswasser eine Infektionsquelle darstellt. Die Desinfektion des Wassers mittels Filter bzw mittels chemischen Mitteln ist möglich, wobei nach dem Österreichischen Lebensmittelbuch nur die Chlorverbindungen für die Trinkwasserdesinfektion zugelassen sind, da eine ausreichende Wirksamkeit nachgewiesen ist.

Silber ist nur für die Konservierung zugelassen.

Als Notmaßnahme gibt es das Abkochen des Wassers über 10 Minuten wallend.

Wer sicher gehen will, wird daher einen Filter ( entweder Keramik oder Kombinationsfilter) benützen und zusätzlich entweder eine Desinfektion mit Chlor oder durch Abkochen anwenden.

Dr. Wabnig Dagmar, Wolfsberg,

Literatur:

Beer Nicholas, Preventing Giardia Infection,

Codex alimentarius austriacus, Kapitel B1 " Trinkwasser"

Krasel ua, Die Trinkwasserkontrolle in Österreich

MSD- Manual 1988

Outdoor 2/ 1993